Hundertwassers Kommentar zum Werk

Es ist durchaus möglich, auch im Zentrum der Stadt, wo wenig Platz vorhanden ist, Wiesen und Wälder zu haben, und zwar in Etagen übereinander. Warum sollte nur der Mensch in Etagen übereinanderleben, man kann auch Wälder, Wiesen, Parkanlagen und Gemüsegärten übereinanderlegen. So ein Haus ist nur scheinbar teurer, denn die Einsparungen im Gesundheitswesen, bei Heizmaterial und Aircondition sind ungeheuer, weil so ein Haus viel Sauerstoff produziert und Gesundheit bringt. Die Erhaltung der Dächer wird weniger kostspielig, und das Wichtigste ist, daß die Menschen glücklich sind, und Glücklichsein kann man nicht mit Geld messen.Dazu kommt noch der folgende Vorteil: Wenn es später möglich sein wird, mit Humustoiletten Erde zu erzeugen, so kann man diese Erde auf den Dächern selbst unterbringen, das heißt man kann auch seinen Müll, nachdem er in Erde umgewandelt ist, auf seinen eigenen Dächern nutzen und kann sogar in beschränktem Maß Lebensmittel erzeugen: Ein Apfel, der auf dem eigenen Dach wächst, ist zehnmal mehr wert als ein Apfel, den man kauft. Ferner kann man die Abwässer durch Grasdächer reinigen, indem man das Schmutzwasser hinaufpumpt und in Spiralform hinunterrinnen läßt: Wenn es unten ankommt, ist es bereits rein. Die Kühe werden mit dem Aufzug in ein oberes Stockwerk gebracht und fressen dort das Gras. Die Wohnungen hängen wie Luftschiffgondeln unter den Wiesen, und man sieht durch das Fenster auf den hängenden Wald darunter - die hängenden Häuser von Babylon. Wichtigster Punkt: dieses Haus mit den hohen Wäldern ist ein wegweisendes Wahrzeichen der Versöhnung des Menschen mit der Natur.(aus: Hundertwasser Architektur, Köln 1996, S. 93f.)