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I QUATTRO FIORI D'ATLANTIS
VIER ATLANTISBLUMEN IN EINER VASE
Four Atlantis Flowers in a Vase
Rome, 1954
Rome, Santo Spirito Hospital, September 24, 1954
300 mm x 400 mm
Aquarell und Tintenstift auf gelbem italienischen Marktpapier, weiß grundiert
- Galerie St. Stephan, Vienna, 1957
- Secession, Vienna, 1954
- W. Schmied, Hundertwasser, Feldafing, 1964 and ed. 1973, pp. 21 (c), 45
- A. C. Fürst, Hundertwasser 1928-2000, Catalogue Raisonné, Cologne, 2002, Vol. II, pp. 269-271 (and c)
- Leaflet: Galerie St. Stephan, Vienna, 1957, cat. 37
- Kestner-Gesellschaft, Hanover, 1964, pp. 22 (c), 128
- Postcard, Buchheim Verlag, Feldafing, n.d. (repr.)
- Greeting card, Guido Trevisan, Venice, 1963
- Calender, Buchheim Verlag, Feldafing, 1967
- Calender, Buchheim Verlag, Feldafing, 1972 (February, Postcard size)
- Calender 1974, Buchheim Verlag, Feldafing, (July, 29,5 x 40 cm)
- Hundertwasser 2004 Calendar, Taschen, Cologne
Hundertwassers Kommentar zum Werk
Dies habe ich im Bett gemalt. Ich hatte Gelbsucht in Rom, und ich war noch nie so fleißig und so fieberhaft tätig wie in diesem Spitalsbett. Als meine Krankheit zu Ende war, hatte ich zehn phantastische Zeichnungen fertig. Es war so ungeheuer günstig, daß man mir das Essen ans Bett gebracht hat und zu trinken, und daß die Farben rechts neben mir bereitlagen. Das hier ist eines von diesen Bildern. Ich hatte damals einen speziellen Malgrund, und zwar keinen Venylazetatgrund, sondern einen aus Leim, einen Leimkreidegrund. Da ich ja immer vorsorglich etwas Material bei mir habe, so hatte ich auch als Spitalkranker eine Anzahl Bögen von diesen präparierten Papieren mit. Bei der Blume rechts oben - die Farben sind etwas anders als die der anderen Blumen - ist kein Grund aufgetragen. Das Papier ist ein gelbes italienisches Marktpapier, ein Papier, das eigentlich dazu verwendet wird, Obst darin einzuwickeln. Ich befürchte sehr, daß das Bild einmal ganz zerfallen wird, aber es hält noch immer, obwohl es bisher durch viele Hände gewandert ist. Mir tut es immer ungeheuer weh, wenn ich nicht weiß, wo meine Bilder sind. Ich leide wirklich große Qualen. Von den Bildern, die ich gemalt habe, weiß ich ungefähr bei 50 Stück nicht, wo sie sind. Oft habe ich Angstträume, weil ich nicht weiß, wo dieses oder jenes Bild ist. Ich glaube, ich würde den größten Blödsinn machen und jedes Opfer bringen, um zu wissen, wo dieses oder jenes Bild ist. Schon Tausende von Briefen habe ich geschrieben, um zu erfahren, wo einzelne Bilder sind. Ich kann mir gar nicht vorstellen, daß andere Maler nicht auch dieses nagende Gefühl haben - ich kann mir das nur so denken, daß andere Maler keine tiefe Beziehung zu ihren eigenen Bildern haben, daß sie sie einfach malen und es ihnen dann egal ist, wenn sie sie nicht mehr sehen. - Wirklich, ich kann es nicht. - Das ist für mich vielleicht eine Manie: Wenn ich jetzt male, dann denke ich schon an den ganzen Leidensweg, den ein Bild einmal einschlagen wird. Deshalb fällt es mir so schwer, ein Bild herzugeben. Nicht, weil ich es selber so gerne habe. Ich gebe ja gerne Bilder her, aber ich möchte wissen, wo sie sind. Ich möchte kein Bild selbst behalten, ich möchte nur gern Bescheid wissen, wo sie sind und wie sie sich befinden. (aus: Hundertwasser, Buchheim Verlag, Feldafing 1964 und Ausg. 1973, S. 20)
Immer wieder versuchte ich, die venezianische Glasvase meiner Kindheit aus der Erinnerung zu malen. (aus: Hundertwasser 1928-2000, Catalogue Raisonné, Bd. 2, Taschen, Köln 2002, S. 269f.)