Hundertwassers Kommentar zum Werk

An einer schweren Gelbsucht, Itterizia, Hepatitis, erkrankt, lag ich in einem riesigen Saal, ähnlich der Sixtinischen Kapelle, mit enormen Fresken um mich herum. Etwa täglich starb ein Patient. Die Gebete der Klosterschwestern - alle mußten mitsingen - hallten wie in einem großen Dom. Ich malte sehr fleißig im Bett und begann aus dem Kopf meine Bilder zu titulieren und zu numerieren - mein erster Oeuvre-Katalog entstand, dazu schrieb ich wichtige Texte, Abhandlungen, Philosophien - nie war ich so tätig. Zuvor ging es mir schlecht. (Ich wohnte bei den Malern Peverelli und Giorgio de Gaspari, ein Zeichengenie und großartiger Mensch, der dreißig Jahre später in Palestrina mein guter Freund wurde.) Der Urin wurde schwarz und der Stuhl weiß. Dasösterreichische Konsulat wollte einem dahergelaufenen Vagabunden nicht helfen. Erst ein Arzt verwies mich an den Vatikan. Die Kirche hat mir zweimal das Leben gerettet. Zuerst die Barmherzigen Brüder in Wien 1945 und dann das Vatikan Spital in Rom. Das muß ich immer sagen, wenn jemand gegen die katholische Kirche und ihre Institutionen loszieht. Ein geöffnetes Kuvert ist ein Pfeil. Im Pfeil selbst gibt es widersprüchliche Tendenzen, die keineswegs immer in Pfeilrichtung gehen. Damit es überhaupt zu einer Pfeilrichtung kommt, bedarf es unzähliger innerer Kämpfe. (aus: Hundertwasser 1928-2000, Catalogue Raisonné, Bd. 2, Taschen, Köln 2002, S. 268f.)