Hundertwassers Kommentar zum Werk

Zu Beginn meiner Laufbahn war ich noch von Klee beeinflußt. Ich kam gerade aus Afrika zurück. Mich hat damals das Blau der afrikanischen Häuser sehr interessiert. Das habe ich in den Hut hineingelegt. Ich habe damals sehr naturähnlich gemalt. Das Bild ist eine Hommage an Afrika und Europa. Es gibt gotische Fenster - und trotzdem ist die Farbigkeit orientalisch. Im Titel hat das Wort Schnurbart mit Absicht nur ein "r". (aus: Hundertwasser, Buchheim Verlag, Feldafing, 1964, S. 42)Man kann sich das heute nicht vorstellen, aber dieses Bild löste den ersten "Hundertwasser-Skandal" aus, von der Presse angeheizt, wie es sich gehört, weil Schnurbart statt Schnurrbart im Titel stand, weil das Bild mit alten Jalousien-Brettern gerahmt war, die "Wanzenlöcher" aufwiesen, wegen seiner naiven Manier. Es schien unglaublich, daß jemand, der die Akademie besucht hatte, bewußt kindlich malt.Das war während meiner ersten Ausstellung im Art Club Wien 1952. Ich wollte irgendwie meiner Verpflichtung zum Europäertum und zur Tradition unserer Kultur Ausdruck verleihen. Ich begann auch ostentativ mit Tinte und Feder in Kurrentschrift, der alten deutschen Schrift, zu schreiben. Bilder haben oft traurige Geschichten. Dieses besonders. Ich verkaufte es Peggy Guggenheim für 100 Dollar, in der Meinung, daß es Teil der Sammlung Guggenheim Venedig würde. Jahre später, als ich das Bild ausstellen wollte, sagte mir Peggy, daß sie das Bild ihrer Tochter Peggeen geschenkt hätte, da ihr Enkelkind (noch ein Baby) es so liebte, daß es mit dem Aquarell spielte und es in viele Stücke zerriß. Ich holte die Papierfetzen, ließ das Bild auf eigene Kosten restaurieren und rahmen und gab es Peggy zurück, wieder in der Hoffnung, daß es in ihre Sammlung kommt. Doch Peggeen verkaufte den "Europäer" einige Jahre danach an den Sammler Aberbach in New York für 7.000 Dollar. Sie beging später in Paris Selbstmord. (aus: Hundertwasser 1928-2000, Catalogue Raisonné, Bd. 2, Taschen, Köln 2002, S. 222)