JW 70
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DREI KLEINE STILLEBEN NACH DER NATUR
Three Small Still Lifes after Nature
Vienna, 1945
Painted in Vienna, ward at the hospital Barmherzige Brüder, June 10, 14 and 17, 1945
80 mm x 130 mm
Bleistift auf Heftpapier
Private collection, Vienna
- Albertina, Vienna, 1974
- A. C. Fürst, Hundertwasser 1928-2000, Catalogue Raisonné, Cologne, 2002, Vol. II, pp. 98/99 (and b)
- Kestner-Gesellschaft, Hanover, 1964, p. 88
- Albertina, Vienna, 1974, pp. 67 (c), 165
- G. Markus (ed.), Mein Elternhaus, Munich, 1992, p. 183 (I, b)
Hundertwassers Kommentar zum Werk
Tagebuch: Do 14. Juni 1945, 14 - 15 Uhr: Mutter brachte Überraschung. Da ich Angst um meine Bilder hatte, die sich in der Akademie der Bildenden Künste befinden, und da ich wußte, daß ich kein Talent habe (kann weder Portrait noch Komposition zeichnen), bat ich meine Mutter, die Bilder anstandslos zu holen. Da der Regierungsrat-Raum, in dem sich die Bilder befanden, verschlossen war, ging meine Mutter direkt zum Direktor hinauf. Dieser war gerade mit einem 30jährigen Maler im Gespräch. Meine Mutter trug ihr Anliegen vor, sagte, ich habe sowieso kein Talent und fragte den Direktor, was er von meinen Bildern halte. Da fuhr der Direktor meine Mutter an: "Sie irren sich, Ihr Sohn hat großes Talent. Es wäre schade, wenn er sich nicht ausbilden lassen würde. Ich habe das Bild noch ganz vor meinen Augen, den Donaukanal." Meine Mutter: "Ja, aber es gelingt ihm kein Portrait und keine Komposition." Der Direktor: "Das ist nicht so genau, er soll im Herbst herschauen." (aus: Kat. Albertina, Wien 1974, S.62)
Tagebuch 1945, 14.: Wenn Zimmertür aufgemacht wird, sehe ich durch ein Fenster einen halben Turm und ein Stück Dach, bei Morgensonne vergoldet. (aus: Kat. Albertina, Wien 1974, S. 66)
Ich hatte Paratyphus, wahrscheinlich, weil ich im Donaukanal geschwommen war und vermutlich noch Leichen in der Donau gelegen waren; aber ich war 16 und unvorsichtig. (aus: Hundertwasser 1928-2000, Catalogue Raisonné, Bd. 2, Taschen, Köln 2002, S. 98)