Hundertwasser im Kaurinui Valley
Kaurinui Valley, Neuseeland, 1979
Hundertwasser Archiv
Hundertwasser kam 1973 zum ersten Mal nach Neuseeland, wo ihm die Auckland City Art Gallery eine große Retrospektive eingerichtet hatte, die dann nach New Plymouth, Wellington, Palmerston North und schließlich auf die Südinselnach Christchurch und Dunedin weiterwanderte. Als einheimische Freunde seine tiefe Liebe zu diesem Land bemerkten, machten sie ihn auf einen verwilderten, zirka 190 Hektar großen Landstrich im Norden der Nordinsel, an der Bay of Islands aufmerksam, auf dem eine Bauernfamilie über drei Generationen hinweg Kühe und Schafe gezüchtet hatte und den Hundertwasser 1974 erwerben konnte. Hier hat er in zweieinhalb Jahrzehnten mithilfe des Farmers Doug Sheperd (und später auch Richard smart) mehr als 150.000 Bäume gepflanzt, die inzwischen das Grundstück im Kaurinui Valley in eine dschungelartige Waldlandschaft verwandelt haben. Hundertwasser hat, damit das aus Holzfertigteilen errichtete Farmhaus eine unmittelbare Verbindung zum Meer erhielt, einen schmalen Kanal anlegen lassen, der freilich nur bei Flut befahrbar ist. Dieser verbindet das Grundstück über einen ausgedienten Mangrovenwald mit einer der vielen Buchten der Bay of Islands (zu der insgesamt 144 Inseln gehören). Neben dem Kanal (und vielen kleineren Kanälen und Teichen, die er ausgraben ließ) hat Hundertwasser das vor allem als Atelier genutzte Bottle House (dessen Wände aus mit Zement bzw. Mörtel verbundenen, leeren Flaschen bestehen), den Pigsty (in dem er zuletzt wohnte und der bereits mehr als überflutet war), das Baumhaus (das sich um den Stamm einer alten Kaurifichte herum erstreckt) und die (in den Berghang hinein getriebene) Mountain Hut bauen lassen. Sie alle sind mit Grasdächern gedeckt. Farmhaus und Pigsty sind mit Telefon- und die Fax Anschluss ausgestattet, elektronischer Strom wird mittels Sonnenkollektoren und durch Wasserkraft erzeugt; in allen Behausungen wurde eine „Pflanzenkläranlage“ installiert und benutzt. Auf einem Hügel des Grundstücks befindet sich auch Hundertwassers Grab, aus dem ein Tulpenbaum wächst. Er markiert jene Art der Auferstehung, an die Hundertwasser geglaubt hatte.
 
Wieland Schmied, in: Hundertwassers Paradiese. Das verborgene Leben des Friedrich Stowasser, München 2003