DIE ULURU FAHNE
Ein Vorschlag für eine Fahne für Australien
einer kontinentumspannenden Nation würdig
ein Symbol für ihre Lage
in der südlichen Hemisphäre
Die Fahne zeigt unverwechselbar
Terra Australis – das südliche Land.
Es ist der Inselkontinent „da unten“ (down under)
das riesige rote Land, von oben empfangen.
Die Fahne zeigt den Ayers Rock in der Mitte,
das zentral gelegene, heilige Symbol Australiens,
das Erbe der Nation
entstanden am Anfang der Zeit.
Uluru, der Ayers Rock, weht über allen Australiern.
Unter ihm können sich die Aborigines
wieder im eigenen Land zu Hause fühlen.
Der siebenzackige Bundesstern in der Mitte
unter der Wölbung des südlichen Kontinents
symbolisiert die sieben Territorien des Landes und
steht für die politische Realität des modernen Australien.
Seine Größe und Gestalt im südlichen Himmel
ist dieselbe wie auf der Fahne des Commonwealth
und bestätigt so die Kontinuität der Traditionen.
Diese Fahne stellt
das neue Raumbewußtsein des Menschen dar,
seine neu erworbene Einsicht
über seine wahre Stellung im Universum
und seine wiedererlangte Verantwortung im Zeitalter der Raumfahrt.
Sie hebt den Menschen in die höhere Dimension dieser neuen Ära.
Die Sicht von oben, die Sicht von und zu den Sternen
ersetzt die überholte und verzerrte perspektivische Sichtweise.
Es gibt kein Oben und Unten im Weltraum
Der Mensch muß sich bewußt sein,
dass er nicht der Mittelpunkt des Universums ist.
Die weite Wölbung - die Wölbung von Australiens Weite
auf der Oberfläche der Erde
nimmt die ganze Länge der Fahne ein.
Diese Wölbung des Horizonts,
der vom südlichen Himmel herabsteigt
und wieder zu diesem Himmel aufsteigt,
ist das herausragende und stolze Merkmal der Fahne.
Sie ist einzigartig, einfach und selbstverständlich
und kann mit keiner anderen Fahne verwechselt werden.
Das Bild dieses riesigen Kontinents,
der seinen Menschen als deren Anteil am Erdball gegeben wurde,
wird die australische Nation vereinen in der Verpflichtung
zu einer ebenso enormen, geteilten Verantwortung,
als Teil der ganzen Menschheit
die Erde zu lieben und zu beschützen.
Die weite Wölbung der Fahne - der Uluru
symbolisiert die Liebe aller Australier
zu ihrem weiten, einzigartigen und großartigen Land,
in Harmonie mit den Traditionen Australiens.
Der Inselkontinent Down Under,
über dem südlichen Himmel gelegen.
Die große Wölbung,
Uluru, der rote Ayers Rock,
und die enorme gemeinsame Verpflichtung
zur Erde und zur Menschlichkeit:
Das ist Australiens Identitätssymbol.
Das ist Australiens eigene Fahne.
Die Uluru-Fahne kann auf zweierlei Art aufgezogen werden,
das Obere zuunterst oder das Untere zuoberst, für die,
die fälschlicherweise Down under als Beleidigung auffassen.
Das südliche Kreuz steht nicht
allein für die Identität Australiens,
es ist das Sternbild der gesamten südlichen Hemisphäre,
einschließlich Chile, Argentinien, Brasilien, Südafrika,
Bolivien, Paraguay, Peru, Angola, Namibia, Madagaskar,
Mozambique, Zambia, Rhodesien, Botswana, der Seychellen,
Fiji, Samoa, Tonga, Tahiti und Neuseeland.
Australiens Fahne muss eigenständig sein
und grundlegend anders als die anderer Nationen.
Die australische Fahne kann nicht bloß das Ergebnis
eines sterilen, kaltblütigen Grafik-Designs sein.
Der australischen Fahne müssen
die Identität, das Vertrauen, das Leben und die Liebe
der ganzen Nation und all ihrer Bewohner
immanent sein.
Die australische Fahne muss die Botschaft
dieses riesigen Kontinents in eine höhere Dimension tragen,
das große Schicksal Australiens widerspiegeln
und die Bedeutung Australiens
als Weltmacht voraussehen.
Es ist Australien, das die Erde festhält.
Geschrieben 1986/1998 als Begleittext zur Uluru Fahne für Australien. Übersetzung von Hundertwassers in englischer Sprache verfasstem Text.
Publiziert in:
Faltbroschüre The Uluru Flag, 1986/1998
Schmied, Wieland (Hg.): Hundertwasser 1928–2000, Catalogue Raisonné / Werkverzeichnis. Vol. II: Fürst, Andrea Christa: Catalogue Raisonné / Werkverzeichnis. Köln: Taschen 2002, S. 1067-1068 (Deutsch und Englisch, Auszug)
Schurian, Walter (Hg.): Hundertwasser – Schöne Wege, Gedanken über Kunst und Leben. München: Langen Müller Verlag 2004, S. 185-187 und S. 341-342 (Englische Originalversion)
Hundertwasser. New York: Parkstone Press International 2008, S. 114 - 115