Tankstellen
Tankstellen sind Nützlichkeitsobjekte,
anonym und
beliebig austauschbar,
häßlich,
kalt,
abweisend,
steril,
aggressiv,
ein Fremdkörper überall, besonders in ländlichen Gebieten.
Leider stehen sie jetzt meist dort, wo einmal die Linde stand mit dem Brunnen vor dem Tore.
Tankstellen sind Hauptverursacher ökologischer und besonders optischer Umweltverschmutzung.
Es ist an der Zeit, daß die Tankstellen eine längst fällige Wiedergutmachung für den Menschen leisten und der Natur Territorien zurückgeben, die wir ihr widerrechtlich weggenommen haben.
Die Tankstellen könnten jetzt eine Aufgabe erfüllen als Kulturträger gerade dort, wo Kultur und Schönheit schwinden, für eine Welt in Harmonie mit der Natur, nach der die Menschen sich schon lange sehnen.
Diese Tankstelle ist eine Oase inmitten der technischen Betonwüste.
Eine Tankstelle, weniger aggressiv als üblich.
Man braucht eine Medizin gegen das Gift des Autos.
Nirgendwo ist das Grün nötiger als auf dem Dach der Tankstellen.
Diese Tankstelle übernimmt Verantwortung.
Die Tankstelle ist prädestiniert als Vorläufer der Wiedergutmachung im Zuge des Friedensvertrages mit der Natur.
Wo anders als auf den Dächern der Tankstellen sollte Gras wachsen?
Publiziert in:
AZ, Wien, 18. Juni 1990
Hundertwasser. New York: Parkstone Press International 2008, S. 178