Über Hundertwassers japanische Farbholzschnitte
Hundertwasser war der erste europäische Maler, dessen Werke von japanischen Meistern geschnitten und gedruckt wurden.
Zum ersten Mal hatte er 1950 in Italien japanische Holzschnitte von Hiroshige und Hokusai gesehen und war tief beeindruckt. Im Gegensatz zu den schweren und oft derben Holzschnitten in unseren Breiten erschienen die japanischen Arbeiten Hundertwasser als ausgesprochen licht und schwebend, als wären sie mit Aquarellfarben gemalt. Gleich danach entstanden erste Skizzen für Holzschnitte, aber es sollte noch 10 Jahre dauern, bis Hundertwasser selbst nach Tokio kam und dort mit japanischen Holzschneidern Kontakt aufnehmen konnte.
Hundertwasser nahm 1961 eine Einladung der Tokyo Gallery an und hielt sich von Februar bis August 1961 in Tokio auf. Es war äußerst schwierig, japanische Holzschneider davon zu überzeugen, mit einem Europäer zusammenzuarbeiten. Aber im August 1961 arbeitete Hundertwasser schließlich an den Farbauszügen des ersten japanischen Farbholzschnittes, der nach einem seiner Werke von einer japanischen Werkstatt (Adachi Kobo) hergestellt wurde (484A Häuser im Blutregen).
Walter Koschatzky schrieb: „Die Technik des Ukiyo-e, wie sie Utamaro, Hokusai und Hiroshige verwendet hatten, war in wenigen traditionellen Werkstätten noch unverloren. Hundertwassers Idee war, der hier praktizierten Wiederholung ausschließlich alter Motive durch seine Kunst neue Impulse zu schaffen.“[1]
Von 1966 bis 1971 entstanden weitere 7 Holzschnitte, die 1973 im Portfolio „Nana Hyaku Mizu“ erschienen. Weitere Holzschnittmappen erschienen 1975 (Midori No Namida) und 1988 (Menschenfreude). Insgesamt schuf Hundertwasser 40 japanische Farbholzschnitte.
Von Beginn an stellte die große Anzahl von erforderlichen Farbauszugplatten für die Vielzahl der Farben eine außergewöhnliche Herausforderung für die japanischen Meister dar. Hundertwassers Farbholzschnitte sind in bis zu 34 Farben gedruckt.
Entsprechend Hundertwassers Forderung nach völliger Transparenz in Bezug auf Technik, Entstehungsdaten und Auflage für jedes einzelne Blattes finden sich auf den Farbholzschnitten folgende Angaben:
Neben der meist handschriftlich vermerkten Werknummer und der händisch von Hundertwasser durchgeführten Nummerierung und Datierung seine händische Signatur sowie seine japanischen Namensstempel (inkan). Weitere Namenssiegel bezeichnen den Holzschneider, den Drucker, die Werkstätte und auch den Koordinator. In vielen japanischen Farbholzschnitten ist der Titel des Werkes in japanischen Schriftzeichen mitgedruckt.
Weiters hat Hundertwasser am Bildrand der Graphiken mit runden Punkten die Arbeit der Techniker und Drucker dokumentiert; quadratische oder nummerierte Punkte bezeichnen Hundertwassers eigenhändige Arbeit für die Graphik, das für das Werk Neu-Entwickelte.
[1] Koschatzky, Walter: Friedensreich Hundertwasser. Das vollständige druckgraphische Werk 1951-1986. Fribourg: Office du Livre, Zurich/Schwäbisch Hall: Orell Füssli Verlag, 1986, S. 52