ZUR ÖKOLOGIE
Nur wer schöpferisch denkt und handelt, lebt.
Wir sind eigentlich tot, weil wir nicht kreativ sind.
Kreativ sein heißt frei sein und sich selbst verwirklichen in Harmonie mit der Natur.
Um glücklich zu sein, braucht der Mensch keinen äußeren Reichtum.
Um glücklich zu sein, braucht der Mensch einen inneren Reichtum der Seele.
Um glücklich zu sein, braucht der Mensch keine mechanische Energie, sondern eine innere schöpferische Energie.
Ein böser Witz besagt, dass Gott, als er die Erde schuf und sah, dass die Natur nicht perfekt war, den Gärtner ins Leben rief. Was Gärtner aber tatsächlich tun, ist, die Gesetze der Natur durcheinanderzubringen.
Ein Bibelwort hat sich als falsch und gefährlich erwiesen, dass Gott nämlich die Menschen anwies: Gehet hin und vermehret euch und macht euch die Erde untertan.
Der Mensch ist der gefährlichste Schädling, der je die Erde verwüstet hat.
Der Mensch ist zu einem Schädling geworden, der von der Natur entfremdet ist.
Wir leben im Paradies, aber wir machen es kaputt.
Es ist alles da, um glücklich auf Erden zu sein.
Wir haben Schnee und jeden Tag einen neuen Morgen,
wir haben Bäume und Regen, Hoffnung und Tränen.
Wir haben Humus und Sauerstoff, Tiere und alle Farben, ferne Länder und Fahrräder,
wir haben Sonne und Schatten, wir sind reich.
Es gibt keine Energiekrise.
Es gibt nur eine wahnsinnige Energieverschwendung.
Hat die Natur eine Energiekrise?
Haben die Vögel, die Bäume, die Tiere eine Energiekrise?
Nur der Mensch bildet sich ein, eine Energiekrise zu haben, weil er wahnsinnig geworden ist.
Der Mensch muß wieder in seine ökologischen Schranken verwiesen werden, damit sich die Erde regenerieren kann.
Der wahnsinnige, unbegründete Energieverbrauch des Menschen müßte einer dementsprechenden verantwortungsbewußten, schöpferischen Intelligenz entsprechen. Dem ist aber nicht so.
Der Mensch ist ein dummes Tier geblieben, das plötzlich wahnwitzige Mengen an Energie zur Verfügung hat, an Giften und tödlichen Waffen. Und blind verschwendet er alles, zerstört dabei die Umwelt und tötet seine eigenen Brüder. Und gierig verlangt dieser Mensch, dieses dumme Tier, nach noch mehr Energie, noch mehr Giften und noch mehr Mordmitteln.
Die Menschen, besonders die sogenannten Experten, haben die Kontrolle über die Energiehebel verloren. Sie wissen nicht mehr, was sie tun.
Konsum ist kein Allheilmittel.
Es wird kopflos produziert, wie wahnsinnig konsumiert, blind verschwendet, und der Mensch wird zur Konsummaschine degradiert.
Das ist die schlimmste Form der Sklaverei, der der Mensch seit Beginn seiner Existenz ausgesetzt ist.
Wer Kernenergie propagiert, ist entweder maßlos kurzsichtig, tendenziös informiert oder bewußt kriminell.
Je mehr Zeit vergeht, desto deutlicher erkennen wir das Ausmaß der Gefahren blinder Technologie, die wir in die Welt gesetzt haben.
Es wäre verantwortungslos zu ignorieren, daß Techniker, Wissenschaftler und Experten uns in eine Welt voller gigantischer Probleme führen, die sie selbst nicht mehr verstehen und meistern können. Wir hingegen begeben uns in Abhängigkeit von lebensgefährlichen Sachverhalten, die sich unserem Verständnis entziehen.
Unsere technischen Errungenschaften sollten mit unserem kreativen Verantwortungsbewußtsein mithalten, doch hinken wir leider weit hinterher.
Wir dürfen zum Beispiel keine Maschinengewehre besitzen und wahllos Leute töten, denen wir auf der Straße begegnen und die wir nicht mögen. Wenn wir ein Auto kaufen, müssen wir einen Führerschein haben, um es benützen zu können, denn dieses Auto ist gefährlich in den Händen von jemandem, der nicht fahren kann.
Aber wie kann es sein, daß jeder Waschmittel und chemische Reinigungsmittel verwenden und damit töten kann, ohne daß er überhaupt weiß, daß er mit diesen chemischen Mitteln tötet?
Die kriminelle Werbung sagt uns, wie wir sauber werden mit Hilfte von Seifen und Waschmitteln. Aber das sind Lügen. Je sauberer unser Hemd, je sauberer unser Haus, desto mehr Schmutz kommt in unsere Umwelt, nicht nur Schmutz, sondern auch Tod.
Wir alle sind es, die diese Gifte verwenden, wenn wir Waschmittel benützen, wenn wir Gift in der Landwirtschaft und in unseren Gärten verwenden, wenn wir Gifte verwenden und Gifte erzeugen beim Auto fahren, wenn wir mit Giften Objekte erzeugen, mit denen wir leben, wenn wir Gifte in unserem alltäglichen Leben verwenden.
Im Fernsehen, im Radio, in den Zeitungen, auf Plakaten werden Gifte aller Arten frei beworben, anstatt daß man sie verbietet, um uns zu davor zu schützen.
Die staatlichen Behörden sollten die Natur und uns vor giftigen Substanzen schützen, aber keine staatliche Autorität verbietet die Werbung, den Kauf- und Verkauf und den Gebrauch von Giften, die schädlicher sind als Suchtgifte.
Arbeiter sind damit beschäftigt, diese Gifte in immer größeren Mengen herzustellen, weil die Gewerkschaften sonst sagen, daß sie arbeitslos werden.
Dieses kurzsichtige Denken führt uns in ein Labyrinth, aus dem es keinen Ausweg gibt.
Trotz unserer Weisheit und unseres Intellekts verheddern wir uns in einem Schlamassel. Wir sind blind geworden – wir erkennen nicht mehr den Zusammenhang zwischen kriminellen Auslösern und ihren verheerenden negativen Effekten.
Ohne Schönheit und Schöpfung in Harmoie mit der Natur funktioniert nichts und alles geht schief.
Jeder von uns hat wie in Zeiten des Krieges die Pflicht, auf dem Posten zu bleiben, zu beobachten, zu agieren und zu kämpfen, sobald es um die Schönheit geht und um menschliche Kreativität in Harmonie mit der Kreativität der Natur.
Das sind nicht nur schöne Worte, es geht um unser Überleben. Es gibt keine Entschuldigung, ich bin zu arm, ich bin zu machtlos, ich bin zu unbedeutend usw.
Es ist unsere Pflicht, das Paradies zu erschaffen und Paradiese zuzulassen, wo immer wir auch sind.
Es ist verrückt, wenn wir in häßlichen Fabriken arbeiten, damit wir genug Geld verdienen, um irgendwo anders ein kleines nettes Haus zu haben.
Wo immer wir auch sind, wo immer wir auch arbeiten oder leben, dort muß ein Königreich in verantwortungsvoller Kreativität und Schönheit in Harmonie mit der Natur entstehen.
Wir können nicht gemütlich an einem Ort leben, indem wir den Ort des Nachbarn oder einen anderen Ort zerstören, indem wir beispielsweise Dinge benützen, die in Fabriken hergestellt wurden, die andernorts Wälder durch sauren Regen zerstören.
Unsere Computer müßten mit allen ökologischen Daten und mit ökologischen Langzeitinformationen gefüttert werden, die uns ohnehin bereits zur Verfügung stehen, wenn uns ein Computer Antworten über Rentabilität und Machbarkeit in allen Bereichen menschlicher Tätigkeit liefern soll. In diesem Sinne können wir bereits sehr gut mit hochentwickelten Computern berechnen, was teuer und was billig ist, was rentabel und was nicht, was gefährlich und was nützlich ist in allen übergeordneten langfristigen nationalen und weltweiten Verflechtungen.
Es ist ein Verbrechen, den Computern nicht auch alle ökologischen Daten zu geben, die es einzuberechnen gilt. Alle ökologischen und umweltbezogenen Informationen einzubeziehen. muß eine Voraussetzung für alle Berechnungen sein.
Aber was für ein Vorteil ist es, wenn wir beispielsweise einen Gegenstand billig produzieren und kaufen können, aber gleichzeitig müssen wir mit toten Wäldern, mit verschmutzten Flüssen, mit vergifteter Luft zum Atmen, mit verwüsteten Landschaften, mit Häusern, in denen wir unsere Menschlichkeit verlieren, genetischen Mutationen in Pflanzen, in Tieren und in uns selbst, mit dem Verschwinden der Arten und vielem mehr zurecht kommen.
Diese erschreckende Rechnung wird uns ein wenig später präsentiert, nur weil wir etwas schnell, billig und einfach haben wollten.
Und wegen dieses kleinen Unterschieds von Zeit und Raum zwischen dem Ursprung der ökologischen Verbrechen und ihren sichtbaren und greifbaren desaströsen Effeken ist es für die Verantwortlichen einfach jegliche Verantwortung zu leugnen.
Und jeder wird bestätigen, daß wir bei Verwendung der geometrisch geraden Linie, bei Verwendung des Lineals und der Reißschiene die Kreativität abtöten, und ohne Kreativität können wir nicht leben.
Man muß leben, als wäre man im Krieg.
Der Mensch muß vorsichtig sein,
muß selbständig denken, muß haushalten,
darf nicht blind verschwenden.
Der Mensch muß achten, daß der Kreislauf funktioniert.
Das Glücklichsein hängt vom materiellen Reichtum überhaupt nicht ab,
Glücklichsein hängt von der Produktion nicht ab.
Einen Baum schneidet man in 5 Minuten um.
Zum Wachsen braucht er aber 50 Jahre.
Das ist ungefähr das Verhältnis
zwischen technokratischer Zerstörung
und ökologischem Aufbau.
Das technokratische Chaos ist ein Krebsgeschwür, das nur durch kreative ökologische Mittel geheilt werden kann. Das ist ein langer, aber der einzig mögliche Ausweg.
Die ökologische Bewältigung unserer verfahrenen Situation kann jedoch nur mit schöpferischem Geist, gepaart mit dem Wissen um die Gesetze der Natur gemeistert werden. Keinesfalls aber mit industriellem Fortschrittsdenken.
Der sogenannte Fortschritt ist ein Schritt in Richtung Selbstzerstörung.
Nur durch einen Rückschritt können wir überleben.
Nur wer in Harmonie mit Pflanzen und Bäumen handelt, wer im Einklang mit den Gesetzen der Natur und mit dem kosmischen Kreislauf handelt, kann nicht fehlgehen.
Alle menschlichen Gesetze haben sich immer wieder als fehlerhaft erwiesen. Es ist beispielsweise unakzeptabel, daß die Industrie natürliche Kläranlagen zu bekämpfen versucht, die auf natürliche Weise mit der Hilfe von Pflanzen funktionieren, weil sie sonst ihre hochtechnisierten, komplizierten, häßlichen und teuren Kläranlagen nicht verkaufen könnte. Aber eine natürliche Kläranlage ist schön wie ein Paradiesgarten und kostet fast gar nichts. Das ist nur ein Beispiel, wie Ökologie einbezogen werden müßte mit einem kreativen Geist in Harmonie mit den Gesetzen der Natur.
Wir müssen einen Friedensvertrag mit der Natur abschließen.
Wir müssen der Natur Territorien zurückgeben, die wir uns widerrechtlich angeeignet und widerrechtlich verwüstet haben.
Aber um einen Friedensvertrag mit der Natur abschließen zu können, brauchen wir einen freien und gültigen Partner, und das kann nur ein freier Baum und die freie Vegetation sein und nicht Sklavenbäume.
Nur Spontanvegetation ist ein qualifizierter Partner des Menschen, um einen Friedensvertrag abzuschließen, und nicht kranke Monokultur-Sklavenbäume, die von Menschen gepflanzt wurden.
Der Friedensvertrag mit der Natur muß die folgenden Punkte beinhalten:
1. Wir müssen die Sprachen der Natur lernen, um sie zu verstehen und uns mit ihr zu verständigen.
2. Wir müssen der Natur Territorien zurückgeben und wiederherstellen, die wir uns widerrechtlich angeeignet und verwüstet haben, z.B. nach dem Grundsatz: Alles, was waagerecht unter freiem Himmel ist, gehört der Natur.
3. Toleranz der Spontanvegetation.
4. Die Schöpfung des Menschen und die Schöpfung der Natur müssen wiedervereinigt werden. Die Entzweiung dieser Schöpfungen hatte katastrophale Folgen für die Natur und den Menschen.
5. Leben in Harmonie mit den Gesetzen der Natur.
6. Wir sind nur Gast der Natur und müssen uns dementsprechend verhalten. Wir müssen zugeben, daß der Mensch der gefährlichste Schädling ist, der je die Erde verwüstet hat. Der Mensch muß sich selbst in seine ökologischen Schranken zurückverweisen, damit die Erde sich regenerieren kann.
7. Die menschliche Gesellschaft muß wieder eine abfalllose Gesellschaft werden. Denn nur der, der seinen eigenen Abfall ehrt und wiederverwertet in einer abfallosen Gesellschaft, wandelt Tod in Leben um und hat das Recht, auf dieser Erde fortzubestehen. Dadurch, daß er den Kreislauf respektiert und die Wiedergeburt des Lebens geschehen läßt.
8. Wenn der Einzelne kreativ ist und verantwortlich handelt in Harmonie mit den Gesetzen der Natur, so braucht man nicht lange zu reisen, um ins nächste Königreich zu kommen, denn das Paradies ist gleich um die Ecke.
Rede über Ökologie anlässlich der Übergabe des Posters “Save the Rain” an den Norges Naturvernforbund, Pressekonferenz in Oslo, 17. Oktober 1983