Hundertwasser vor 50 Jahren bei „Wünsch dir was“

26. Februar 2022
In dieser Eurovision TV-Sendung mit Dietmar Schönherr und Vivi Bach vom 26. Februar 1972 präsentierte Hundertwasser seine Architekturmodelle, in denen er verschiedene Möglichkeiten der Dachbewaldung aufzeigte, gemäß seinem Anliegen, der Natur Territorien zurückzugeben, die ihr durch den Bau weggenommen wurden. Zu diesem Anlass verfasste er auch sein Manifest "Dein Fensterrecht, Deine Baumpflicht".
 
Wir ersticken in unseren Städten an Luftverpestung und Sauerstoffmangel. 
Die Vegetation, die uns leben und atmen lässt, wird systematisch vernichtet. 
(…)
Es ist dein Recht, dein Fenster und, soweit dein Arm reicht, auch die Außenseite so zu gestalten, wie es dir entspricht. 
Anordnungen, die dieses Fensterrecht verbieten oder einschränken, sind zu missachten. Es ist deine Pflicht, der Vegetation mit allen Mitteln zu ihrem Recht zu verhelfen.

Freie Natur muss überall dort wachsen, wo Schnee und Regen hinfallen, wo im Winter alles weiß ist, muss im Sommer alles grün sein.

Was waagrecht unter freiem Himmel ist, gehört der Natur.
 
Straßen und Dächer sollen bewaldet werden. In der Stadt muss man wieder Waldluft atmen können. 
 
Das Verhältnis Mensch-Baum muss religiöse Ausmaße annehmen. 
 
Dann wird man auch endlich den Satz verstehen: Die gerade Linie ist gottlos.
*
Der Autor und Kurator Andreas J. Hirsch erklärt im Ausstellungskatalog „Hundertwasser – Die Kunst des grünen Weges“ (2011): „Die Baummieter sind Teil des Konzepts der Renaturierung der Städte, eine Einlösung der Verpflichtung, Flächen der Natur zurückzugeben – eine damals belächelte Forderung, die aus heutiger klimatologischer Sicht höchst sinnvoll erscheint. In diesen Aktionen erweist sich Hundertwasser als ökologischer Visionär, der vieles, was sich heute etwa im „vertical gardening“ im urbanen Raum zu etablieren beginnt, zunächst mit Bildern, künstlerischen Aktionen und Texten und später mit seinen Gebäuden vorweggenommen hat.“