Hundertwassers Kommentar zum Werk

Hans Neuffer war ein ganz junger Mann, als ich ein eigenartiges Selbstporträt von ihm in einer Buchhandlung sah, das mich sehr beeindruckte. Ich fragte, wer es war und lernte ihn kennen. Seine Bilder waren außerhalb jeglicher Norm, teilweise sogar auf Zeitungspapier (!) gemalt und sicherlich für jeden Kunstkenner total inakzeptabel. Er war schlaksig, hatte große Hände, war aus bürgerlicher Familie und wollte Unbürgerliches tun. Durch ihn lernte ich viel später Udo Proksch kennen, der noch viel zwielichtiger war. Beide taten Sachen, die alle Gepflogenheiten sprengten. Ich ging eine Wette mit Udo und auch Neuffer ein. Wer wohl mehr Einfluß gewinnt und Macht bekommt, ich mit meiner Malerei oder sie mit Geld, Politik und Waffen. Udo ist lebenslang in Haft und Neuffer starb eines seltsamen Todes. Wer hat die Wette gewonnen? Was Udo Proksch betrifft: Ihm wird zur Last gelegt, zwecks Versicherungsbetrugs das Schiff "Lucona" im Indischen Ozean versenkt zu haben, wobei sechs Seeleute ertranken. Dazu muß ich wahrheitsgemäß sagen, daß in seiner Brust wohl zwei Seelen stecken müssen. Er hat seine Position als Liebkind der österreichischen Regierung ausgenutzt, um auch Gutes zu tun, z. B. einen Polizeiüberfall auf die Aubesetzer (Hainburg, 1984, Anm.) zu verhindern. Auch habe ich ihm zu verdanken, daß er mithalf, Treffen zwischen mir, Bundeskanzler Kreisky und Bürgermeister Gratz zu beschleunigen, in denen es um den Bau des "Hundertwasserhauses" ging. So habe ich direkt / indirekt mit vier Schiffen zu tun: die Überfuhr zur Rossauerlände, die "SS Bauta", auf der ich Matrose war, die "Regentag", mit der ich nach Neuseeland segelte, und, wenn auch entfernt, mit der "Lucona". (aus: Hundertwasser 1928-2000, Catalogue Raisonné, Bd. 2, Taschen, Köln 2002, S. 770f.)