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HANA NO HANA - DIE NASENBLUME - KONRAD BAYERS TOD
Hana No Hana - The Nose-Flower - Konrad Bayer's Death
Venice, 1964
Painted at Hagenberg, August 23, 1964 - mounted on hemp in Venice and finished October 19, 1964
570 mm x 500 mm
Mixed media: Aquarell auf Zeichenpapier, grundiert mit Polyvinyl, auf Hanf aufgezogen und teilweise übermalt mit Polyvinyl, Öl, Gold- und Silberbronze
- Hammerlunds Kunsthandel, Oslo, 1965
- *
- Travelling exhibition 1967:
- Galerie Karl Flinker, Paris, 1967
- Hanover Gallery, London, 1967
- Galerie Krugier / Galerie Georges Moos, Geneva, 1967
- Kunstverein Berlin, 1967
- W. Hofmann, Hundertwasser, Salzburg, 1965, cover (c), pl. 46 (c)
- Hundertwasser - Das Paradies liegt um die Ecke, Munich, 2002, p. 39 (c)
- A. C. Fürst, Hundertwasser 1928-2000, Catalogue Raisonné, Cologne, 2002, Vol. II, pp. 487/488 (and c)
- Art Souvenir - Hundertwasser, In the Colour of His Brush, London, 2016, pp. 44 (c), 91
- Hammerlunds Kunsthandel, Oslo, 1965, cat. 23
- Galerie Karl Flinker, Paris, 1967 (c)
- Hanover Gallery, London, 1967 (c)
- Galerie Krugier / Galerie Georges Moos, Geneva, 1967 (c)
- Haus der Kunst, Munich, 1975, p. 221 (c)
- Muzeum Narodowe, Warsaw, 1976, p. 221 (c)
- Seedamm-Kulturzentrum, Pfäffikon/Lake Zurich, 1979, p. 221 (c)
- Museum Ludwig, Cologne, 1980, p. 247 (c)
- Secession, Vienna, 1981, p. 247 (c)
- Kulturhaus, Graz, 1981, p. 247 (c)
- G. Rühm (ed.), Der sechste Sinn, Texte von Konrad Bayer, Rohwolt, 1965
- Kindlers Literaturgeschichte der Gegenwart, Munich, 1976, p. 213 (c)
- F. J. Raddatz, Süchtig nach Kunst, Regensburg, 1995, p. 10 (b)
- Morgenbladet, May 31, 1965, Oslo (b)
- Hundertwasser 2004 Calendar, Taschen, Cologne
Hundertwassers Kommentar zum Werk
Dieses Bild hatte ich vorläufig Hana No Hana genannt. Die Nase heißt auf japanisch Hana und die Blume heißt auch Hana. Ich weiß das so genau, weil Yuuko Japanerin ist. Ich habe das Bild am 23. August auf Schloß Hagenberg gemalt, beim Herd im kleinen Zimmer von Padhi, während Konrad Bayer und die anderen mit viel Musik in den oberen Sälen waren. Nachher gingen wir alle auf einen Kirtag. Es war Sonntag. Ich war einen Tag da. Am nächsten Tag fuhr ich weg. Konrad war am 6. September bei mir in Venedig. Ich habe ihm das fertige Bild gezeigt. Es hat ihm gefallen. Er wußte nicht, daß es seinen Tod darstellt. Ich auch nicht. Jetzt, da Konrad Bayer nicht mehr lebt, muß ich feststellen, daß dieses Bild seinen Tod vorweggenommen hat. Auch die Todesart.
Da ist in der Nase die Blume, deren giftiger Duft sich vom Gesichtserker aus in herrlichen Wellen langsam über das Gesicht ausbreitet. Ein Gesicht, das im Tode blaß und rosa und kalt und dick und flach und breit wird. Die Blume hat die Nase schon durchgefressen und wellt das Gesichtsfleisch nach außen. Das blaue Gas senkt sich wie Schnee auf die Augenlider. Die Augen werden schmal und bekommen die roten Todesringe. Die Nasenlöcher, wo der Duft eintrat, werden zu Toren ins Jenseits. Sie sind silber, gold und schwarz, so wie die Begräbnisfarben in Europa leider üblich sind. Auch die Pupillen werden zu kleinem Gold und der Mund zu kleinem Silber, und die Nasenblume hat silberne Blätter. Die Erde ist auch schon da und Mauers lila Priestergewänder und Kirchenfenster. Ich habe ein Farbfoto von Konrad Bayers Leiche gesehen. Sie war meinem Bild ähnlich. Sehr. Da waren die roten Wellen um Auge und Mund. Der Gesichtsteil unter der Nase war breiter angeschwollen wie darüber. Die wunderbare Blume sah man nicht, denn die war innen. Es lag aber eine rote Rose auf der gefleckten Haut. Jetzt heißt das Bild Konrad Bayers Tod - Hana no hana - Die Nasenblume. Giudecca, 30. November 1964 (Veröffentlicht in der ersten Ausgabe von Konrad Bayers Buch "Der Sechste Sinn"; aus: Kat. Museum Ludwig, Köln 1980, S. 246f.)