Hundertwassers Kommentar zum Werk

Ich malte am verlängerten Lido von Venedig - der Lido ist eine lange Insel. Das fängt mit dem eigentlichen Lido an und geht bis Chioggia. Aber der Lido ist von der anderen Insel durch einen Kanal getrennt. Der erste Ort der anderen Insel heißt St. Pietro in Volta, dann kommt Palestrina und zwischen St. Pietro in Volta und Palestrina ist ein langer dünner Landstrich, da sind Weinbauern. Damals hatte ich wenig Geld, und wenn ich nach Venedig kam, fuhr ich sofort nach St. Helena und von dort mit dem Dampfer hinüber. Dann bin ich eben so lange zu Fuß gegangen, bis es keine Häuser mehr gab, und habe mich in den Sand schlafen gelegt, oder ich bin in eine Hütte eingedrungen und habe dort geschlafen. In so einer Hütte habe ich dann eine Weile gewohnt. "Rechnung" heißt das Bild, weil ich damals, glaube ich, 12.000 Lire hatte. Ich hatte mir vorgenommen, drei Monate dort zu leben, und da mußte ich die 12.000 Lire durch 90 - 90 Tage - dividieren, und das bedeutete, daß ich täglich 133 Lire ausgeben durfte. Das schrieb ich auf das Papier. Und rundherum habe ich dann dieses Bild gerankt. Nach einigen Tagen kam dann auch der Weinbauer. Er war sehr nett. Anstatt böse zu sein, hat er mir immer Weintrauben gegeben und auch etwas zu essen, und ich habe dort eine sehr glückliche Zeit verlebt. Ich bin zwar nicht drei Monate, aber sehr lange dort geblieben. (aus: Hundertwasser, Buchheim Verlag, Feldafing 1964 und Ausg. 1973, S. 38)