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AUTOMOBIL MIT ROTEN REGENTROPFEN I
CAR WITH RED RAINDROPS I
AUTOMOBILE AVEC DES GOUTTES DE PLUIE ROUGES I
AUTO E PIOGGIA ROSSA I
Vienna, 1953
Vienna, Obere Donaustrasse 12, February 1953
650 mm x 850 mm
Aquarell auf zwei weiß grundierten Packpapieren mit rotem Streifen verbunden
Das Werk blieb 1954 bei Ettore Colla in Rom als Ausgleich für eine Spitalsrechnung über Lit. 9.000. Davor war es in der Galleria Obelisco in Rom in Kommission für Lit. 60.000.
mehr weniger- Art-Club, Vienna 1953
- Travelling exhibition 1964/65:
- Kestner-Gesellschaft, Hanover, 1964
- Kunsthalle Bern, 1964
- Karl-Ernst-Osthaus-Museum, Hagen, 1964
- Stedelijk Museum, Amsterdam, 1964
- Museum des 20. Jahrhunderts, Vienna, 1965
- *
- Hammerlunds Kunsthandel, Oslo, 1965
- Studio Paul Facchetti, Paris, 1953
- Painting Box Gallery, Zurich, 1976
- Galerie Amstutz, Zurich, 1977
- W. Schmied, Hundertwasser, Feldafing, 1964 and ed. 1973, pp. 35 (c), 45
- P. Restany, Die Macht der Kunst, Hundertwasser - Der Maler-König mit den fünf Häuten, Cologne, 1998, p. 29 (c) and ed. 2018, p. 31 (c)
- R. Schediwy, Hundertwassers Häuser, Vienna, 1999, p. 66 (c)
- A. C. Fürst, Hundertwasser 1928-2000, Catalogue Raisonné, Cologne, 2002, Vol. II, pp. 240-242 (and c)
- Kestner-Gesellschaft, Hanover, 1964, pp. 14 (c), 117
- Museum des 20. Jahrhunderts, Vienna, 1965, cat. 25, p. 19
- Hammerlunds Kunsthandel, Oslo, 1965, cat. 4
- C. Garino, Vienne et le réalisme fantastique, Liestal, 1976 (c)
- Hundertwasser Bibel, Augsburg, 1995, AT, p. 629 (c)
- Arti visive, no. 8/9, May 1954, Rome (b)
- Bijutsu Techo, no. 10, Oct. 1954, Tokyo (b)
- neue generation, no. 3, May 1957, Vienna, p. 20 (b)
- Quadrum 4, Brussels, 1963 (c)
- Kunst Kultur, no. 3, Oslo, 1965, p. 135 (b)
- Postcards, St. Mandé, 1953
- Postcard, Buchheim Verlag, Feldafing, 1965 (repr.)
- Calendar 1972, Buchheim Verlag, Feldafing (January, postcard-size)
- Hundertwasser 2004 Calendar, Taschen, Cologne
Hundertwassers Kommentar zum Werk
Teil meiner Antwort an den Wiener Kritiker Jörg Lampe, der absolut nicht den Sinn meiner Malerei verstehen wollte: "Haben Sie schon jemals daran gedacht: Wenn der Regen rote Tropfen fallen ließe und der Maler oder der Mensch würde, Feierlichkeit im Herzen, hinauslaufen, ein weißes Papier ausbreiten und mit eigenen Ohren dem Rhythmus der fallenden Tropfen lauschen und mit eigenen Augen Zeuge des obersten Gesetzes werden... Doch wir sind nicht mehr fähig, die Regentropfen, die auf unser Gesicht fallen, zu zählen... Wir distanzieren uns von der Erde, indem wir hochmütig auf Sesseln sitzen, wir schämen uns der Sprünge, die sich auf dem Wiener Trottoir bilden, der Zeichen, die uns die Erde wiederbringen, die uns an das Leben wiederanschließen, das wir verstoßen haben." (Brief an Wiener Kritiker, verfaßt 1953, aus: Kat. Museum Ludwig, Köln 1980, S. 109f.)
Damals hatte ich mich mit einem Kritiker in Wien gerauft. Ich wollte, um ihm den Tachismus begreiflich zu machen - das war 1952, ziemlich lange her - beweisen, wie schön es wäre, wenn der Regen rote Tropfen fallen ließe. Das wäre besonders deutlich, wenn die roten Regentropfen auf eine weiße Limousine fallen und dann gelbe Bahnen zurücklassen. Das hatte dieser Kritiker aber so aufgefaßt, als hätte ich ihn veranlassen wollen, mit dem Pyjama hinauszulaufen, jedesmal wenn es zu regnen anfängt, um sich die Regentupfen anzusehen. Man kann vom Regen lernen: Wenn es regnet, soll man doch hinausgehen auf die Straße und sein Gesicht so halten, daß die Regentropfen auf das Gesicht fallen. Die Regentropfen, die auf das Gesicht fallen, soll man zählen, und da wird man ein Glücksgefühl empfinden - besonders bei den ersten Regentropfen. Der Kritiker hat das aber falsch aufgefaßt. Er hat gemeint, ich würde ihn frotzeln und er solle mit dem Pyjama rauslaufen. Er hat nicht begriffen, daß ich etwas Ernstes meinte. Ich wollte nur einen Einführungsunterricht in Tachismus erteilen. Da ich nie ein Tachist war, hatte ich natürlich auf meine eigene Art und Weise versucht, mit dem Problem des Tachismus fertig zu werden. Diese roten Patzen auf dem Bild sind nicht heruntergefallene Farbe, sondern sie sind gemalt. Ich habe wohl die innersten Tropfen einfach so fallen lassen, das schon, aber die Umrandungen der einzelnen Tropfen sind gemalt. Auf dem Bild ist eine weiße Limousine von oben gesehen, etwa vom ersten Stock eines Gebäudes. Mann sieht genau, wie die Tropfen sich abzeichnen auf dem Dach der Limousine und auf dem Trottoir. Der Kühler, die vier Räder und die Fenster des Autos sind sichtbar - und die Bahnen, die die Regentropfen nehmen. Damals habe ich mich mit dem Problem des Tachismus auseinandergesetzt. Ich hielt ihn für einen großen Wendepunkt. Ich bin aber nie dem Tachismus verfallen, sondern ich habe ihn so gelöst wie hier. Ich bin der Ansicht, daß der Regen vollkommener Tachismus ist. Nur leider sieht man das nicht richtig, denn wenn es länger regnet, wird alles gleichförmig naß. Wenn man aber den Regen rot färben und nach den ersten Tropfen den Regen unterbrechen könnte, hätte man eine perfekte tachistische Formenlehre. (aus: Hundertwasser, Buchheim Verlag, Feldafing 1964 und Ausg. 1973, S. 34)