Hundertwassers Kommentar zum Werk

Eine frühe Dokumentation dessen, was später ein Ausdrucksstil in der Kunst wurde. Mir war jedes Stückchen weggeworfenes Papier, Müllstück, Zigarettenstummel etc. heilig. Ich nahm mir vor, auf einem begrenzten Stück Straße, etwa 50 Meter lang, alles zu sammeln, was jemand weggeworfen hat, und zu einer Kollage zu vereinen. Ich bin sehr stolz auf dieses Bild, das bewies, daß alles wertvoll ist. Daher der Name Werte der Straße - Nebeneinanderlegung von auf der Straße gefundenen Gegenständen. Mein Blick war beim Gehen immer nach unten auf die Straße gerichtet, wo ich die phantastischsten Linien, Formen, Farben und Kompositionen sah, als ginge man durch einen Wunderwald. Es waren insbesondere die Sprünge (lézardes) im Trottoir, aber auch die Bahnen ausgeschütteter Milch. Ich wollte ein Buch machen, mit Aufnahmen von Trottoirstücken in Wien, Paris, Rom, New York und Tokio mit genauer Angabe der Straßen und Gehsteigpositionen. Wenn ich es nicht mache, tut es sicher ein anderer. Es wäre ein großartiges Lehrbuch des automatischen Tachismus, mit Bildern, von denen jeder abstrakte Maler nur träumen kann. Ich selbst kann nicht umhin, immer wieder Trottoirstücke genau von oben zu fotografieren. (aus: Hundertwasser 1928-2000, Catalogue Raisonné, Bd. 2, Taschen, Köln 2002, S. 232)