La Picaudiere
La Pacaudière, Frankreich, 2010
Martin Schreiber
Hundertwasser Archiv
Den Bauernhof La Picaudière, gelegen an der Grenze von Normandie und Persche, hat Hundertwasser 1957, einem Hinweis seines Malerfreundes, René Brô folgend, von seinen ersten regelmäßigen Einkünften als bildender Künstler erworben. Bis etwa Mitte der sechziger Jahre gehörte das - nicht mit elektrischem Strom und fließendem Wasser ausgestattete - bescheidene Gehöft (seit 1962 dann neben der angemieteten Wohnung in der Casa de Maria in Venedig) zu seinen Lebensschwerpunkten (er hatte deren immer mehrere). Hier hat er in der ersten Hälfte der sechziger Jahre längere Zeit mit seiner japanischen Frau Yuko Ikewada gelebt und gemalt; in späteren Jahren hat er die Picaudière seltener aufgesucht. Zuletzt weilte er 1997 noch einmal für mehrere Monate hier. Von Anfang an hat er damit begonnen, rund um den Hof Bäume zu pflanzen, Brunnen und Ökoteiche anzulegen. Die seit den sechziger Jahren - sobald es ihm seine Mittel ermöglichten - hat Hundertwasser hier mit dem angefangen, was er „Naturfreikauf“ nannte, das heißt, er hat regelmäßig „Lösegeld“ dafür bezahlt, dass in der Nähe, auf angrenzende Nachbargrundstücken stehende Bäume von ihren Besitzern nicht gefällt wurden. (Die Zahlungen werden, dem Willen des Künstlers entsprechend, auch nach seinem Tod fortgesetzt.) Um 1975 hat er ein zweites Bauernhaus, ebenfalls ein altes Gemäuer, hinzuerworben. Beide sind heute ganz zugewuchert. Von der Straße - der Route Nationale - aus sind sie nur zu Fuß erreichbar. Das in der Nachbarschaft lebende Ehepaar Francis und Simone Goudet hat in der Abwesenheit des Künstlers die Häuser betreut.
Wieland Schmied, in: Hundertwassers Paradiese. Das verborgene Leben des Friedrich Stowasser, München 2003