Hundertwasser in der Hahnsäge
Waldviertel, Niederösterreich, 19671968
Hundertwasser Archiv
Die so genannte Hahnsäge im österreichischen Waldviertel, ein kleines, stillgelegtes, verwittertes Sägewerk im Kamptal, konnte 1966 vom Vorbesitzer Heinrich Hahn im Namen von Elsa, der Mutter des Künstlers, erworben werden. Von allen Wohnstätten Hundertwassers darf diese die wohl bescheidenste genannt werden. Auch hier gab es weder Anschluss an eine Wasserleitung noch Elektrizität. Fließendes Wasser existierte nur im Nahen Kampfluss. Eine idyllische Umgebung, die schöner, kaum gedacht werden kann, entschädigte für den Mangel an Bequemlichkeit. Unglaublich, dass sich nicht einmal zwei Autostunden von Wien entfernt so viel Abgeschiedenheit finden ließ. Peter Schamoni hat hier einige inspirierte Sequenzen seines „Regentag“-Films gedreht. Immer wieder zog sich Hundertwasser zu kürzeren Aufenthalten in die Hahnsäge zurück, nur gelegentlich blieb er länger, wie in den Wintermonaten 1977/78, die hier mit seinem Malerfreund René Brô verbrachte. Ähnlich wie auf der Picaudière hat der Künstler auch im Kamptal den „Naturfreikauf“ praktiziert, das heißt nahe gelegene Waldparzellen erworben, um den Baumbestand zu retten. In den Jahren 1987/88 hat Hundertwasser in der Hahnsäge die Entwürfe für die Umgestaltung eines alten Künstlerhauses zum Dorfmuseum Roiten geschaffen, das nicht weit entfernt liegt. Um die Hahnsäge hat sich seinerzeit während der häufigen Abwesenheit des Künstlers, die Familie Peter und Barbara Kastner gekümmert, deren eigenes Anwesen wenige Kilometer weiter Fluss aufwärts gelegen ist.
Wieland Schmied, in: Hundertwassers Paradiese. Das verborgene Leben des Friedrich Stowasser, München 2003