Hundertwasser bewegt! - Ein Rückblick

28. September 2021
Japan, 1961 Foto: Keisuke Kojima
So der Titel des Aktionswochenendes vom KunstHausWien und Wien Energie.
Anlass für diese Veranstaltungstage vom 1. bis zum 3. Oktober waren das 30jährige Jubiläum des Museum Hundertwasser – KunstHausWien sowie 50jähriges Jubiläum der Fernwärme Spittelau, die nach einem Brand 1987 von Hundertwasser neugestaltet wurde.
Das Programm beinhaltete u.a. Vorträge vom Klimaökonom Gernot Wagner und Prof. Bernd Lötsch, sowie den Wiener (Klima)beschwerdechor, eine Walking Gallery im öffentlichen Raum, Blitzführungen im Museum und Führungen jeweils vom KunstHausWien und Fernwärme Spittelau beginnend durch Austria Guides for Future mit Ökologie-Themen.
 
 
Kunst im öffentlichen Raum präsentiert Hundertwasser bereits 1961 in Tokio bei seinem Spaziergang. Er inszeniert sich in unterschiedlichen Posen für die Fotografien u.a. auf der Ginza Street. Diese Aktion ist als Plädoyer für die Fantasie und Individualität des einzelnen Menschen zu lesen.

Im Tagebuch von 1968 berichtet Hundertwasser über seinen Spaziergang mit einem Originalwerk am Stephansplatz in Wien, den der Fotograf Stefan Moses dokumentiert hat.

Tokio Spaziergang
Der Belvedere Kurator Axel Köhne schreibt in seinem Beitrag „Performative Kulturkritik bei Hundertwasser“ (2013): „Einige [Fotografien] zeigen Hundertwasser erneut auf der Straße (etwa auf der berühmten Ginza) und legen Zeugnis ab von eindeutig performativen Aktionen. Zum einen ist auch hier das Motiv der Linie bestimmend: Hundertwasser scheint einer imaginären Linie durch den Stadtraum zu folgen – einer potenziell unendlichen. Er trägt selbstentworfene Kleidung (Samtweste und gestreifter Mantel), wobei der Mantel als getragenes Objekt im Mittelpunkt zu stehen schien. Der Künstler geht die belebte Einkaufsstraße entlang, die Pflastersteine und diagonal verlaufenden geraden Linien der Fugen werden gut sichtbar ins Bild gesetzt, er lehnt sich an einen Pfeiler mit Verkehrsschildern, die Liniemotive aufweisen (inkl. einer durchgestrichenen um 180 Grad gebogenen Linie). Zum anderen wird hier deutlich, wie sehr und wie bewusst Hundertwasser sich zu inszenieren imstande ist: Er hockt und stellt sich in Denker- bzw. Künstlerpose auf einen Sicherungskasten am Straßenrand; er breitet seinen Mantel aus, kniet sich auf das Trottoir, involviert neugierige Passanten, die seinen Mantel aufhalten und damit die geraden Streifen verbiegen, und hält die Hände über den Kopf wie bei einer polizeilichen Festnahme. Die Fotos zeigen eine saubere Straße, alles scheint geordnet zu sein, nur Hundertwasser tritt als betont unangepasster Fremder und Störfaktor im geregelten öffentlichen Raum auf. Besonders auffällig wird Hundertwasser in einem solchen Straßenszenario just in einer Menschenmenge, wenn er eines seiner gemalten Bilder, Die erste Japan Spirale von 1961, demonstrativ hoch- und zugleich in die Kamera hält.
Erst sechs Jahre später lässt Daniel Buren zwei Leute mit einer Tragevorrichtung Streifenbilder von sich durch den Pariser Stadtraum tragen.“